Autor:   Thomas Dunn      www.dunn.ch

Zeit ist Gegenwart von Jenseitigem.

 

 

 

Natürlich führt eine Meditation von Zeit zu den Fragen der Weltentstehung, zur Mystik der Gegenwart und des jetzt Gegenwärtigen sowie auch zum Rätsel des eigenen Bewusstseins. Ein bisschen viel für einen Aufsatz allein. Aber es gehört alles zusammen.

 

 

Z E I T

 

Ist Zeit das göttliche Wirken?


Wandere ich zur Holzbank, dann gehe ich als Teil des Ganzen durch das Ganze, ich gehe von einer momentanen Einheit zur nächsten, von Augenblick zu Augenblick, Schritt für Schritt, Sekunde um Sekunde.

 

Die Welt ist ein einziger, zusammenhängender Leib.

Dieser Aussage kann man nicht widersprechen.

 

So durchwandere ich den grossen Leib (Welt),

mit meinem kleinen Leib, und das gehört zusammen,

gleiche Substanz, gleiche Zeit, gleiche Momente, gleicher Geist.

 

Meine Bewegung ist die Bewegung der Welt, und ausserdem bewege ich mich auch selber.

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            *

 

Kann die Gegenwart der Zeit als Gottesbeweis gelten? Es kommt darauf an, was man als Gott haben will, nicht wahr.

 

Eines ist sicher: Ich erkenne nur durch einen Filter hindurch und bin von den dahinterstehenden ursächlichen Kräften wie durch einen Vorhang getrennt. Es bleibt dabei, dass das, was jenseits des Vorhangs steht, sich nicht enthüllt, auch wenn ich spirituell werde.

 

Warum?

Wir sind zur Spiegelung geboren, wir sind ein Ausdruck, wir sind eine Erscheinung. Wir können nicht absolut werden wegen der Konstruktion als begrenztes Wesen.

 

JENSEITS DES VORHANGS ist mehr als Menschliches.

 

Zeit vergeht

 

Geht es um ein Fliessen dabei oder ein Rucken und Zucken, um Druck oder Abstossung, um ein dauernd in die gleiche Richtung weisendes Wirken oder auch mal um Aufhören des Drucks , um Innehalten und Umkehr, oder gar zu einem Rückwärtsgang?

 

Im Moment scheint die Zeit kontinuierlich zu fliessen und allerlei zu bewirken, von brennenden Gaswolken bis zum Menschen von heute ist ein weiter Weg.

 

Die Kraft, die ich hier einfach „die Zeit“ nenne, bewirkt die Entstehung und Veränderung der irdischen Dinge. 

 

Die Kraft in der Zeit wirkt planmässig aufbauend. Lässt sinnvolle Dinge entstehen, zuletzt den Menschen und die Dinge, die er essen und trinken kann. Heizöl für den Winter.

 

Frage ist:

Ist die Ursache der Zeit etwas Totes oder etwas Lebendiges? Ist die Ursache der Welt einfach nur "nicht-messbar" oder ist sie etwas Spirituelles, etwas Grösseres, etwas Persönliches, welches mich begeistern kann?

 

Kann ich mich vielleicht mit der Ursache meiner selbst vereinigen?  Oder diese wenigstens berühren, wenigstens ein wenig spüren?

 

ooo

 

Was ich hier "Zeit" nenne, ist die Bewegung der Dinge im Diesseits.

Die Dinge werden von innen her bewegt. Dessen muss man sich bewusst sein. Auch Steine könnten nicht da sein ohne innere Bewegung und einer vergangenen Bewegung, von aussen her, von innen her.

 

Jedes Stück Materie ist in ständiger innerer Bewegung  (elektronisch, molekuar, atomar) und die äussere Form wird noch zusätzlich von anderen äusseren Kräften bewegt, z.B. Gravitationskraft, hinter denen sich wieder etwas verbirgt.

 

Das, was ich hier „Zeit“ nenne beinhaltet das Zusammenspiel von ganz verschiedenen Bewegungen und Hemmungen. Das ist gar nicht neu, das wissen alle. Doch letztlich interessiert doch, was das alles ist und was es soll.

 

 

Wann beginnt das Staunen?  

 

Das ist intuitiv.  Eine These..

Umgekehrt gehört es zu unserer etablierten Logik, dass alles, was existiert, auf eine Ursache zurück geführt werden kann. Es MUSS etwas dahinter stecken, es MUSS einen Ursprung oder eine Quelle geben.

 

 

Alle Dinge sind Träger von Botschaften von etwas Jenseitigem

 

Dinge haben eine Geschichte. Ihr Dasein ist das Ergebnis eines früheren und noch gegenwärtigen Wirkens. Wenn die „Zeit“ als Kraft eine Ursache hat, dann sind die Ergebnisse des zeitlichen Wirkens ein Ausdruck für das, was Ursache davon ist.

 

 

Die Dinge sind mehr als Dinge.  Sie bilden etwas Jenseitiges ab.

 

 

Über die Zeit nachdenken  von einem Tag zum anderen

 

Wie kommt man zu solchen Einfällen? Es geschah nichts.
Es ging um ein zweimaliges Sitzen auf ein und derselben Holzbank.

 

Ich sitze an einem Tag auf der Bank, ruhe, schaue.

Und dann:

Ich bin an einem anderen Tag auf derselben Bank.

Die Situation ist gleich.

Ich fühle mich selbst auch gleich. Ich ruhe also, schaue herum. Die Aussicht ist dieselbe. Die Bank sieht gleich aus. Und doch! Es kommt mir plötzlich in den Sinn: ALLES hat sich geändert.

 

Selbstverständlich hatte sich alles verändert. Alles verändert sich laufend. Nie sind zwei Situationen gleich ,  nie ist ein Ding von einem Tag auf den andern gleich. Auch für scheinbar gleiche Dinge ist in der Zwischenzeit etwas passiert.

 

Das ist alles, was mir intuitiv in den Sinn gekommen ist.

 

 

Die Holzbank ist nicht gleich wie gestern. Sie ist ihrem Zerfall näher gebracht worden durch Verwitterung, Wind, Sonnenstrahlen und Abnützung.

Die Aussicht ist zwar die gleiche, doch die Wolken am Himmel mit Sicherheit nicht, auf den Bergen ist vielleicht da und dort ein Stein heruntergefallen, etwas hat sich ganz sicher bewegt, die Pflanzen sind gewachsen, die Blätter stehen anders … usw. 

 

Auf einmal fühlte ich die Zeit.

Es war nicht die Zeit so wie auf dem Zifferblatt der Uhr, nein, ich empfand da etwas Mächtiges, etwas Erschaffendes und Umfassendes. Ein Schaffen in jedem Ding der Welt. Etwas Gegenwärtiges.

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    oo

ooo

 

 

Im Inneren des Holzes und im Inneren des Gesteins geht etwas vor sich, immer dasselbe, nämlich Veränderung.

 

Die Zeit wohnt im Molekül des Dings, im Atom des Dings.

Sie wohnt im Zusammenhang der Moleküle, in Mineralien und Stoffen und in all dem, was daraus wird. Im Moment von jetzt ist das kein Chaos: Es wirkt alles wie "sinnvoll aufgebaut". 

 

Vielleicht ist das Motiv des Menschen, der eine Landschaft betrachtet, immer die Suche nach  Berührung  mit dem Verborgenen darin.

 

Was ist es, und wo hat das, was da Ist, seinen Ursprung? Ist Zeit selbst wie eine Quelle? Woraus quillt das, was als die Zeit erscheint, hervor? Und was ist es, das hervorquillt? Materie? 

 

Und was ist jenseits der Quelle?

 

                                                        *

Eine indische Weltanschauung: 

Zeit ist wirkende Kraft = Maya, die zwar Gott, das Absolute, selber darstellt, das Absolute daran zugleich aber verhüllt.

 

Das alles ist in jedem Ding und in jedem Menschen in jedem Moment anwesend, aber für uns nicht ALS SOCHES erkennbar.

 

                                               *

 

 

Ich erkenne nur, dass in allem die Zeit anwesend ist. Die Idee, sie als GOTTES Wirken aufzufassen, ist möglicherweise fremdbestimmt. Man muss aufpassen, dass man nicht von einer lebendigen Erfahrung wegkommt und in eine vorgeprägte Dogmatik (Ideologie) hinein abstürzt.

 

Etwas viel Heiligeres als „das Wirken“ hier und jetzt kann ich mir allerdings nicht vorstellen. Da müsste schon ein Engel oder so ein edler Geist erscheinen. Das wäre dann wohl etwas von JENSEITS des Vorhangs.

Die Welt = Das Leben einer Person?

 

Wenn das, was ich hier "Zeit" nenne, das Leben einer Person wäre, müsste man sich nochmals wundern und lange über die sehr seltsame Person nachdenken, für die die gesamte Welt sozusagen „der Körper“ wäre und dabei die kleine Erde allenfalls von diesem Körper nur ein kleines Molekül oder Organ.

 

Ich streite nicht ab, dass ich ein wenig Phantasie habe.

 

Geht es bei allem um die Materialisierung einer (göttlichen) Person? Und was wir als  „Zeit“ (oder Veränderung) wahrnehmen, wäre in diesem Fall das Leben der (göttlichen) Person?

 

Was wir als Menschen spüren können, ist in Form des Erlebnisses von Dingen in dieser Welt eine Präsenz oder ein Gegenwärtigsein. Das, was wir vor uns haben, kann ich nicht direkt als Offenbarung annehmen, denn es ist nicht völlig klar, was es ist. Es IST etwas, aber hält sich vor uns verborgen.

 

Wir sehen nicht weiter. Wir sind wie vor einem Vorhang und wissen nicht, was dahinter ist. Wir wissen, dass durch den Vorhang etwas zu uns hindurch dringt.

 

Daran habe ich keinen Zweifel.

 

                                               *

 

Dass wir in der Zeit immerhin etwas WUNDERBARES erkennen, ist klar. In der Zeit ist so etwas wie eine höhere AURA spürbar. 

 

Nicht zu vergessen dabei ist auch, dass alles seine Vorgeschichte hat.

 

Es gibt eine geologische Geschichte, eine Menschheitsgeschichte. Wie kommt irgendein Mensch dazu geboren zu werden. Und aus was für Quellen stammt mein Bewusstsein?

 

 

Die Zeit ist sozusagen ozeanisch weit, und alles geschieht gleichzeitig im jetzigen Moment.  Und zu jedem früheren Zeitpunkt in den Tausenden und Millionen von Jahren war es immer gleich: Es geschah JETZT.

 

 

 

Und in Zukunft?

 

Geht alles wieder weg?  Verschwindet es wieder? Bringt Zeit die Erde wieder zu Staub? zu weniger als Staub?

Wie lange halten die Atome? Wie lang leben sie?

Zeit ist auch in den Atomen. Sicher haben sie eine Lebenszeit. Einmal erlahmen sie. Es kommt zum Erschlaffen der Elektronen oder irgend so ähnlich. Was da getrennte Ladungen sind, bildet vielleicht miteinander nichts. Oder es geht alles in Strahlung auf.

 

Irgend so ein Punkt Omega saugt vielleicht alles auf.  Und in der Zwischenzeit sind alle Menschenseelen ausgelöscht, wie wir Texte vom PC löschen.  

 

Ende der Menschenherrlichkeit! Aber was dazwischen war in der Phase der Schöpfung, hatte mit Herrlichkeit zu tun.

 

Ein herrliches Schauspiel.

                                               *

 

 

Natürlich enthält dieser Aufsatz über die Zeit auch die Frage nach der eigenen Bedeutung inmitten dieses Geschehens. Was ist der Mensch?

 

Alles oder nichts.

 

Wir sind eigentlich tot

 

Wir sind eigentlich tot. Wir erhalten alles Leben von aussen, von "Jenseits"

Wir Menschen mit unserem Bewusstsein haben zwar eine gewisse durch die Zeit erzeugte Lebendigkeit. Diese Lebendigkeit ist aber nur scheinbar und vorübergehend. Im Grunde genommen sind wir tot. Wir selbst als Menschen erzeugen nichts von unserem Leben selbst. Alles ist uns verliehen.

 

Es kommt alles durch die "Zeit" zustande, welche uns zu Leben gebracht hat. Durch die "Zeit", die die ganze Welt zustande gebracht hat, Schritt um Schritt, Minute für Minute.

 

Also sind wir selbst nichts?

 

Gehen wir der  ZEIT zurück an ihren Ursprungsort, so kommen wir vielleicht auch an den Ort unserer eigenen Herkunft. Zur Quelle unseres Lebens und unserer Nichtigkeit zugleich. Und ein Schritt „hinüber“ würde bedeuten, dass wir voll und ganz nichtig sind, dennoch aber mitten in der Quelle und im Leben.

 

Es geht also nicht um „alles oder nichts“, sondern eher um alles und gleichzeitig nichts.

 

 

Sie, die Zeit, dringt durch den Vorhang. Wir selbst sind hindurch gekommen. Aber wer wir sind, wissen wir nicht. Was jenseits des Vorhangs ist, dient uns nicht zur Erkenntnis. Wir haben auch keine Macht darüber.

 

Die Erhebung unseres Bewusstseins kommt an seine Grenze. Es ist da ein Punkt, an dem alles Erkennen endet. Es gibt nicht ein Zerreissen des Vorhangs… ! Denn es würde ein Ende unserer Begrenztheit bedeuten. Wir wären vergangen, gelöscht, und würden nicht vor uns selbst ein Zeugnis ablegen. Es ist niemand mehr da, der ein Bewusstsein von diesen Dingen hätte.

 

Das menschliche Bewusstsein ist entstanden, um in einem körperlich lebenden Menschen einen Schein von Wissen hinein zu tragen und so wie ein Spiegel zu sein.

 

Wir sind zwar schon jenseitig. Aber nur in dem Sinn, dass alles jenseitig ist.

 

Alles ist jenseitig, und der Mensch ist eine interessante Erscheinung auf der Erde. So ist es.

 

 

                                                                        

Die Bank auf der Welt und ich drauf sitzend.

 

Da ist gar nichts passiert.

Es ist alles da, was sonst?

 

 

  Version 29.juni 2012

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